Viele internationale Studien konnten zeigen, dass vestibuläre Rehabilitation mithilfe des im ukb entwickelten individualisierten vibrotaktilen Neurofeedback-Trainings (IVNT) die Haltungsstabilität von Patienten mit vestibulären Symptomen unterschiedlicher Genese deutlich verbessern kann. Einige dieser Patienten leiden jedoch unter komplexem, starkem Schwindel, sodass eine medikamentöse Vorbehandlung oder eine parallele Behandlung (zur vestibulären Rehabilitation) die Durchführung der Rehabilitationsübungen deutlich erleichtern kann. Daher wurde in einer Studie der Einfluss einer medikamentösen Behandlung auf die Wirksamkeit von vibrotaktilem Neurofeedback-Training bei Patienten mit chronischen, nicht kompensierten Vestibulopathien untersucht. Allgemein wird von einer solchen Therapiekombination abgeraten, da Antivertiginosa die neuronale Plastitzität und damit die vestibuläre Kompensation behindern.
Alle Teilnehmer führten zwei Wochen lang täglich etwa 10 Minuten das IVNT durch. Zusätzlich erhielt jeder zweite Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip drei Arlevert-Tabletten pro Tag (20 mg Cinnarizin und 40 mg Dimenhydrinat pro Tablette). Es wurde die Stand- und Gangstabilität sowie die subjektive Schwindelwahrnehmung vor und nach dem Trainingsprogramm erfasst. Beide Gruppen zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung aller getesteten Parameter. Eine Nachuntersuchung nach sechs Monaten konnte eine langfristige Wirksamkeit des vestibulären Trainings nachweisen. Die Studie zeigte somit, dass ein IVNT auch in Kombination mit einer antivertiginösen medikamentösen Therapie ein wirksames Behandlungsschema für Patienten mit Schwindel unterschiedlicher Genese darstellt. Wahrscheinlich ist der Effekt auf die geringe Dosis bei Kombination der Wirkstoffe und/oder den spezifischen Wirkmechanismus des IVNT zurückzuführen.