Die Otolithenorgane (Sacculus und Utriculus) detektieren die Lageänderung des Kopfes relativ zum Erdmittelpunkt als Schweresinnesorgane. Sie sind bei einer Reihe von vestibulären Funktionsstörungen aufgrund ihrer biomechanischen Struktur (Vorhandensein einer Otokonia) frühzeitiger und häufiger betroffen als die Bogengänge. So wird infolge von leichten bis schweren Kopfanpralltraumen die Otolithenfunktion oft gestört.
Zudem kann sich jegliche Druckveränderung im Vestibulum auf die Funktion der Otolithen auswirken (M. Menière, Otosclerose, Dehiszenzsyndrom des oberen Bogengangs).
Daher ist eine differenzierte Diagnostik der Otolithenorgane bei jeder vestibulären Störung von großer Bedeutung. Funktionsstörungen der Otolithenorgane kommen isoliert, aber auch kombiniert mit Störungen der Bogengangsfunktion, uni- und bilateral vor. Sie tragen zu einer erheblichen Beschwerdesymptomatik bei und werden schwer kompensiert. Patienten klagen über Unsicherheit beim Laufen auf weichem Untergrund oder bei eingeschränkter visueller Kontrolle (z. B. auf einer Leiter, im Supermarktgang, in der Dämmerung).
Die Funktion des Sacculus kann anhand von EMG-Ableitungen an der Halsmuskulatur getestet werden. Diese wird vom Sacculus über einen Reflexbogen innerviert, da sie für die exakte Aufrechterhaltung der Kopfposition bei Bewegungen (z. B. Gehen) verantwortlich ist. Die Utriculusfunktion kann anhand der Augengegenrollung bei statischer Kopf-/Körperkippung diagnostiziert werden. Dieser Reflexbogen kann über das EMG extraoculärer Augenmuskeln erfasst werden. Für die Stimulation der Reflexbögen des Utriculus und Sacculus können Töne bzw. Vibrationen verwendet werden. Das macht die Testverfahren gerade bei Patienten mit Schwindelbeschwerden so elegant. Mehr dazu kann in unseren Kursen gelernt werden.