Es ist bekannt, dass die posturale Kontrolle sensorisch primär vom visuellen, vestibulären und propriozeptiven System beeinflusst wird. Aufgrund der multimodalen Struktur des Gleichgewichtssystems ist die Einbeziehung von akustischen Informationen jedoch wahrscheinlich. Einige Untersuchungen scheinen das auch zu bestätigen. Jedoch sind die Aussagen aktuell widersprüchlich, was auf sehr unterschiedliche Studiendesigns zurückzuführen sein könnte.
So ist zunächst die Abgrenzung zwischen Komorbidität und physiologischer Integration der Sinnessysteme bedeutsam. Außerdem scheint der Einfluss des akustischen Inputs von dessen Eigenschaften abzuhängen. Auch deuten Studien darauf hin, dass auch das Alter der Untersuchungsgruppe eine Rolle spielt. Grundsätzlich scheint der Einfluss auch in Abhängigkeit von der sensomotorischen Kondition (Stehen/Gehen, Augen offen/geschlossen) sehr unterschiedlich zu sein. Zudem sind sogar die Raumeigenschaften (z. B. Nachhallzeit) zu berücksichtigen. Somit ist die Frage im Titel nicht einfach mit ja oder nein zu beantworten. Bisherige Untersuchungen im ukb deuten darauf hin, dass gutes Hören bei älteren Menschen vor allem beim Gehen die Stabilität verbessert. Junge Menschen profitieren vermehrt in schwierigen Standaufgaben vom Hörinput. Eine feste Schallquelle dient hingegen bei allen Altersgruppen als „Anker“ beim Laufen. Das kennen wir ja auch vom visuellen System.