Stürze im Alltag treten mit zunehmendem Alter viel häufiger auf und deren Folgen sind oft schwerwiegend. Die Sturzgefahr ist jedoch besonders im Alter nicht gleichmäßig verteilt. Somit ist die individuelle Beurteilung des Sturzrisikos eine grundlegende Aufgabe der Sturzprävention.
Die Erfassung des individuellen Sturzrisikos ist noch sehr subjektiv und hat eine geringe Sensitivität und Spezifität. Dabei sind seit längerer Zeit objektive Verfahren mit einer hohen diagnostischen Güte verfügbar (auch im ukb).
Auf Basis der individuellen Ermittlung des Sturzrisikos sollte das weitere Vorgehen bei der Sturzprävention entschieden werden. Ein zentraler Punkt ist dabei das Gleichgewichtstraining. Dieses sollte besonders in der Hauptzielgruppe, den älteren Patienten, sehr effektiv und somit wenig körperlich anspruchsvoll gestaltet sein. Aktuell erfüllen individualisierte Trainingsansätze unter Verwendung von sensorischem Feedback, insbesondere vibrotaktilem Feedback, diese Kriterien. Der Langzeiterfolg jeglicher Trainingsansätze hängt jedoch davon ab, wie gut der Patient durch das Training mobilisiert werden konnte und Bewegung wieder in den Alltag integriert.
Zudem arbeitet die Forschung in der HNO-Klinik am Unfallkrankenhaus Berlin aktuell auch an der Entwicklung eines Geräts zur Sturzverhinderung (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung). Dieses appliziert einen Zusatzreiz in sturznahen Situationen, um dem Patienten die Gefahr zu signalisieren und eine Abfangreaktion (z. B. Ausfallschritt) zu ermöglichen. Gerade ältere Patienten werden sich über den nahenden Sturz zu spät bewusst und schaffen es nicht mehr zu reagieren. Die Erkennung einer individuellen sturznahen Situation im Alltag ist die besondere Schwierigkeit im Projekt. Mithilfe von maschinellen Lernvorgängen scheint es uns jedoch zu gelingen.